AKA AKA – Ich & Du (SVT 048)

Ach das ist ein Dilemma mit AKA AKA. Auf jeden Fall für uns. Eigentlich mochten wir die nie so richtig. Naja fast. Ein klein wenig zu prollig, zu anbiedernd, oben drauf ein Stück zu sehr auf den Hit gemünzt. Auf der einen oder anderen Veranstaltung auf der Cotumo (einer der beiden AKAs) auflegte, waren wir dann doch und hatten ausnahmsweise nichts zu meckern. Dann fingen die beiden (den anderen AKA kannten wir nicht und haben auch nie von ihm gehört) plötzlich an, selber Musik zu machen und brachten auch gleich mal auf Stil vor Talent ihren Woody Woodpecker raus. Verhaltenes Horchen. Die weiteren Remixe, Releases und Gigs waren fast gut genug, um unser Vorurteil zu bestätigen. Aber jetzt kommen die mit Ich & Du und wir hören endlich mal genauer hin bzw. streifen mal unsere Animositäten ab.

Ich & Du ist einer dieser Songs nach deren Schema eine Heavy Roatation im Radio funktioniert. Nur oft genug spielen und schon steigt die Zahl derer, die es hören oder haben wollen. “Ich und Du und Susanne und Klaus-Dieter gehen tanzen”, triviale Aussagen sind in der elektronischen Tanzmusik das dadaistische Element mit dem es sich zu spielen lohnt. Der hier funktioniert aber wirklich (Wie der hier übrigens auch). Es ist der Mitsing- und Erinnerungsfaktor der hier eingesetzt wird. Der Track selbst kommt relativ nackig daher: Drumline, Bassline, Geklicke und dann wird das Thema (die Ich und Du Line) in verschiedenen Versatzstücken eingespielt. Im Grunde ist das ein gutes Stück Pop – zumindest was den Aufbau angeht. Aber, fuck it, er macht Spass und gefällt und wir sind mitten drin im Strudel des Elektropop. Darüber hinaus würde es nicht wundern, wenn Ich & Du morgen im Radio läuft.

Ganz anders sieht es dann schon beim 2. Stück der Platte aus. 4 Fäuste Für Ein Hallelujah ist, der Name verrät es ja schon, allerfeinster Bud Spencer und Terrence Hill Techno. Das Ding ist sowas von auf die Fresse, dass einem die Ohren schlackern. Eine schiebende Bassline drückt den Hörer immer wieder aus der Ringecke auf die KampfTanzfläche wo die Kampfgeräusche nur so auf ihn einschlagen. Punchline ist hier definitiv etwas anderes als was es eigentlich sein sollte. Der eine oder andere kennt sicher die schön verstärkten Sounds, wenn Bud Spencers Faust auf die Gesischter seiner Gegner trifft. 4 Fäuste Für Ein Hallelujah ist sozusagen das Hörspiel dazu. Auch war gerade dieser Track der Grund, weshalb wir uns die Platte überhaupt besorgt haben.

Den 3. Track lassen wir einfach mal aus. Lohnt nicht.

[rating: 9/10]

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Sascha Braemer & Niconé (Philip Bader, Nico Schwind) – Thänk You (Bar25-14Rec)

Thänk You möchte man sagen an die Bar 25, dass sie zu einem Mythos beigetragen hat, der über der Berliner Technoszene schwebt, dass sie für einige SaSoMo mit erfunden hat. Da wir aber hier nicht auf das gleichnamige und angelehnte Etablissement eingehen wollen, sondern auf das Label nebst Künstler, belassen wir es dabei.

Tech-House-Polka knallen einem Bader, Schwind und Braemer um die Ohren. Wie schon bei Nur Mal Kurz kokettiert man wieder mit dem sonntäglichen “Wohnzimmer” der Berliner Partyszene und scheut sich auch nicht um eine zufällig passende Radiotauglichkeit des Tracks. Jedenfalls wird der entsprechend geschnittene Edit beim Digitalrelease gleich mitgeliefert.

All das ist aber vergessen, schmeisst man Thänk You einmal an. Wir müssen dem Pressetext zustimmen, wenn es heißt, dass sich da ein Bar25-Sound herausbildet. Grooviger Tech-House mit einem Schmunzeln und dem ironischen Einsatz von Vocals, die mal dreckig mal vordergründig mal lachend sind. Mitschunkeltechno auf hohem Niveau. Knackige Beats und eine angezupfte Snare machen hier den 4/4 Takt zum Vergnügen. Der Track hält sich nicht lange mit Peaks oder sonstigen Auf-/Ab- oder Umbauten auf, sondern kommt gleich zur Sache. Warum nicht öfter so?

Die Remixes der drei Herren decken das ganze Spektrum von Minimal, Techno und Deepness ab. Manchmal etwas einfallslos und zu verspult aber dennoch spielbar. Eine schöne Dreingabe ist das Barcapella Tool was für den geneigten Remixer oder Mashupper wohl ein paar neue Möglichkeiten bietet, die Vocals doch einfach mal woanders einzusetzen.

Auf jeden Fall werden wir diesen Song die kommenden Wochen am Ende des einen oder anderen Sets hören.

[rating: 9/10]

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Pitto – Sea Lion Woman (OXCY004) [Feist Bootleg]

Wenn nicht die Niederlande dann zumindest Italien. So scheint es diesen Sommer zu jedenfalls das Kredo der Europäischen Elektroszene zu sein. Und die Hitdichte aus diesen beiden Ländern ist verdächtig hoch. Diesmal hat Pitto den Vogel abgeschossen. Der Song ist fast schon tot gespielt, durch unzählige A-Level DJ-Mixes. Was jedoch nichts daran ändert, dass die Distributionswege für die Retailplatte doch etwas länger sind als das schnell gestampfte Promoscheibchen.
Mit Sea Lion Woman flattert aber nun ein schönes Stück House in die Playlist, welches durch diverse Remixbeigaben einen echten Mehrwert hat. Das Label OXYD City, ein Sublabel von OXYD Records (deren Website gerade irgendwie zerschossen ist), legt hier ganz präzise das Ohr an die swinging Mood dieses Sommers. Das Originalstück von Feist, wird hier in guter Handwerkskunst für die Tanzfläche adaptiert. Was vorher noch als Bootleg umhergeisterte wird nun als eigenständiger Release an den geneigten Hörer gebracht. Wohl ein Grund für die längere Verzögerung, die guten alten Rechte zum Remixen.

Handclaps alter Schule und eine daherzwitschernde Snare bereiten das Rhythmusbett auf dem die weiblichen Vocals ausgelassen rumspringen. Damit das ganze auch House genannt werden kommen dann noch ein genüsslich pumpender Beat dazu und alle nur so yeah.

Die Re-Edits von von Pirupa und Combo sind im Großen und Ganzen entweder etwas dubbiger (Pirupa) oder langsamer und mehr swingend für den Hausgebrauch (Combo). Auf alle Fälle eine schöne Zusammenstellung.

[rating: 8/10]

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Italoboyz – Phantasmino EP (TRAPEZLTD 91)

One, Two, One, Two, Three, Four und ab gehts in die Geisterbahn mit den Italoboyz. Phantasmino heißt die neue Scheibe der beiden Italiener. Und fantastisch wird es auch gleich. Der gleichnamige erste Track ist soetwas wie die Einfahrt in Charlys Schokoladenfabrik auf Acid. Schräg klingende Heimorgeltöne und ein an Theremin erinnernder Sound sorgen für ein schauriges Gefühl. Alles sehr organisch, es heißt die beiden legen Wert auf “echte” Instrumente. Na dann.. Der Track an sich ist eigentlich recht unaufregend produziert. Möchte sagen, es passiert nicht viel, keine Peaks, ein wenig Snare rein ein paar HiHats raus und wieder rein; alles normales Handwerk. Aber diese Drum-/Bassline, die treibend unseren kleinen Wagen durch die Geisterbahn schickt. Einer dieser Rhythmen die man wohl nur auf einer Clubanlage richtig “fühlen” kann.

Wer nicht so lange warten kann, bis er den Song im Club hört oder spielt, dem sei das DJ-Tool 9/96 ans Herz gelegt. Hier wird nach Herzenslust das Schlagzeug bearbeitet, dass es nur so kracht. Unterlegt, damit es besser mixbar wird, von einer stampfenden Drumline. Das ist Marschmusik der modernen Sorte.

Zu guter Letzt haben die Italoboyz noch eine Dub-Step Version von Phantasmino dazu gepackt. Dafür fehlt uns leider die Kenntnis der Musik als auch der Zugang zu selbiger. Also belassen wir es bei einer Nennung.

[rating: 8/10]

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Andre Crom & Martin Dawson – Gonna Be Alright EP (OFF 017)

Es gibt ja so Samples da hat man das gefühl “nun ist aber gut” oder die ganz miesepetrigen “das Original ist aber um Längen besser”. Dem wird sich auch Andre Croms Label Off Recordings nicht entziehen können.

Das Original von Herb Alpert hat was oder? Bei aller Nörgelei sind wir aber dennoch am rein musikalischen Aspekt dieser Produktion interessiert. Gonna Be Alright ist kein neuer Song. Der Veröffentlichungstermin lag bereits im Ende des vergangen Monats und die gängigen SzeneDJs haben ihn schon gefühlte 3 Monate vorher gespielt. Das ist aber Usus und spricht nicht unbedingt gegen den Track. Das Ding ist kurz gesagt DISCO!

Warm stampfende Housebeats untermalt von dem weltberühmten Sample welches aller Wahrscheinlich nach von Herb Alpert. Notorious BIG hätte seine wahre Freude dran. Der Song weiss ganz genau was er tut. Ein netter Gesangspart plus Bongos was will man mehr. Also ehrlich, es ist fast zu viel des Guten. Da trifft die Bongo zusammen mit dem Alpert-Sample auf einen Gitarrenriff und der Soulsänger meint dann lautstark “everything is alright”. Hitschlampenalarm und keiner wird drum herum kommen. Außer vielleicht mit dem etwas deeperen und cowbowboy-mäßigen Huxley-Remix der durchaus aufgeräumter klingt und dadurch im Vergleich sogar ein wenig abstinkt. Ist halt eine ganz andere Party.

Auf der B-Seite hat man dann die Tür zum Studio 54 komplett geöffnet. Temptation ist Handtaschenhouse par excellence.

und hier nochmal Andre Crom & Martin Dawson:

[rating: 4/5]

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UPDATE: Das Label OFF Recordings war vor nicht all zu langer Zeit Gast im Berlin Mitte Institut und hat dort für eine sehr hörenswerte Labelshow gesorgt.

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