Feindrehstar – Knochenbrechers Ball (MK33)

Musik Krause 33

Musik Krause das ist Wighnomy Brothers Land. Die Wighnomys gibt es leider nicht mehr als Duo aber ihre Einflüsse haben die ganze Labellandschaft rund um das Mutterlabel Freude am Tanzen aus Jena geprägt. So scheint es nur logisch, dass man mit der Jazzkapelle Feindrehstar die hinterlassene Lücke sehr gut füllt.

Feindrehstar stehen für live gespielte Clubmusik, die sich selbst unaufhörlich in eine gewisse
akustische Trance begeben und dabei die wichtigsten Essenzen aus Hip-Hop, Jazz, House,
Funk und Worldmusic herausfiltern, um dem Publikum häppchenweiße das zu geben, wonach
es im Innersten schreit. Gemessen an deutschen Musiktraditionen stehen sie für ihr eigenes
Genre: Krautclub!

Mit Knochenbrechers Ball bringt Feindrehstar die erste Auskopplung aus dem Album Vulgarian Knights. Da lässt man es sich nicht nehmen, den geneigten Musikfreund gleich mal in die Deepness des Jazz zu entführen. Drums, Trompete, Saxophon und Piano alles live eingespielt. Organic Techno sozusagen. Der Sound hier ist mehr, als die ewigen, mit Jazzsamples unterlegten Houseplatten oder die, als großer Wurf verkauften, live geträllerten Saxophonstücke bei diversen DJ Gigs. Nein, das hier ist Ensemblestyle. Natürlich hat man bei den drei Stücken der Platte auch mit der Drummaschine und dem einen oder anderen Computer nachgeholfen. Auf dem Album selbst sind die Originalstücke um einiges Reduzierter, was die Beigabe elektronischer Arbeit angeht. Gerade die Single Vulgarian Knights ist im Original eher einer BigBand mit Nu Jazz/Breakbeatelementen als einem housigen Clubsong zuzuordnen. Knochenbrechers Ball ist dadurch aber um ein gutes Stück tanzbarer geworden und wird so zum deepen Housestück. Allerlei Versatzstücke umkreisen Percussionelemente, wirbeln mit den soulig eingespielten Vocals umher. Eine nichtorganische Bassline blubbert den groove immer weiter nach vorne und das Piano, ja das Piano, tut sein Übriges dazu. Wir werden nicht auf die einzelnen Tracks eingehen, da wir die Platte als gesamtes Stück betrachten und jeder Track für sich zu dem anderen passt wie die Faust beim Knochenbrecher.

[rating: 9/10]

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Nils Penner – Homage EP (WW005)

Was für ein dämlicher Name für einen vielversprechenden Produzenten. Andererseits sollten wir uns nicht so weit aus dem Fenster lehnen, denn ob der Name Nils Penner künstlerischer Natur ist oder Mutter und Vater gegeben, konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen. Auf sich aufmerksam gemacht hat Nils Penner jedoch zusammen mit Muder in ihrem bisher bekanntesten Song Presence Of Another Man. Jetzt wird nachgeliefert.

Der Song liegt hier schon seit einer Weile rum und fast hätten wir ihn ungehört weggepackt. Dann aber eines besseren besonnen und siehe da, die Sonne ging auf.  Nils Penner muss beim Track Homage entweder auf irgendwas Bewusstseinserweiterndem gewesen sein, in melancholischer Habachtstellung an irgendeinem Strand der Welt gesessen haben oder einfach nur gut drauf gewesen sein. Denn dieser Track ist einfach nur … gleich kommts … schön! Jazzelemente flattern federleicht über einem wie Stachelrochen in der Tiefsee. Sanfte Flächen und das ein an ein verzerrtes Didgeridoo erinnerndes Flackern im Hintergrund machen sich keine Mühe direkt ins Rampenlicht zu treten. Den Job übernehmen hier die doch recht straighte Drumline nebst ihren HiHats. Die wiederrum wird aber durch Jungs und Mädel aus der Synthie und Flächenabteilung locker leicht abgefedert. Um dem ganzen noch die Sahnehaube aufzusetzen gibt es, na was wohl, Vocals. „This is eye/isle of the sunshine“, alles nicht zum Einschlafen aber auch nicht zum Durchdrehen.

Wir wissen nicht an was oder wen diese Hom(m)age gerichtet ist. Es ist im Grunde auch egal denn wir lieben den Track.

Es sind noch zwei weitere Tracks mit dabei für die unsere Gefühlsempfindlichkeit aber leider aufgebraucht ist.

[rating: 10/10]

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PS: Auf der Seite des betreuenden Labels Wazi Wazi Music gibt es auch gerade ein nettes Set von Nils Penner zum Hören.

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Samuel L Session – The Man With The Case Remixes (BAO025)

Remixplatten sind immer auch ein Griff in die Überraschungskiste. Einerseits können sich ganz großartige Perlen darauf befinden, die das Original weiter Aufschrauben und noch mehr herauskitzeln bzw. völlig neu interpretieren. Andererseits könnte auch bei einem schlechten Original der Remixer nur lauwarmes Wurstwasser produzieren bzw. aus einem guten Stück Musik nur Abgestandenes, Beliebiges produzieren.

Bei den The Man With The Case Remixes hat das Label Be As One Imprint nun voll auf Sieg gesetzt. Labelchef Shlomi Aber hat sich neben Reboot von Cadenza und Stacey Pullen (a.k.a. Detroit Techno Ikone) an die Werkbank gesetzt und gleich mal ein paar Filetstücke von Samuel L Session verarbeitet.

Los gehts sehr organisch mit Big Bad Drums dem Shlomi Aber erstmal die Cheesyness entzogen hat und den Wumsmodulator drunter gelegt hat. Das Ding (wir nennen es mal so) ist feinstes Schlagzeuggehämmer direkt ins Stammhirn. Allerdings ist dieser Track in seiner Aufmachung viel komplexer und direkter als das Tool 9/96 der Italoboyz wo einem die Drumsticks irgendwann zum Halse raushängen dürften. Shlomi Aber ist bekannt für etwas härteren Sound und weiss genau was Drums big and bad macht.

War das Original von The Soloist noch mit Synthiekreissägen und netten Flächen unterlegt, so hat Reboot hier erheblich weniger rumgeschraubt als Shlomi Aber. Die Kreissäge schreit im Hintergrund immer noch leise vor sich hin und auch die Synthieflächen stoßen sich im Einheitstanz des 4/4 Diktats noch die Köpfe aneinander. Schneller ist der Track geworden und ein wenig deeper. Mehr Cadenza weniger Detroit, da hätte sich Reboot ruhig etwas trauen können.

Detroit wird es dann jedoch bei Sections von Stacey Pullen. Stark verspult und hart in der Sache. Klare Kickdrums und die unvermeidbaren Handclaps hämmern um stringente Snares herum. Auch dieser Track wieder etwas für die Freunde der nativeren Technomusik. Verträumt klingt anders. Das muss es auch nicht. Ein sauber abgewogenes Stück Hüfttechno ohne Knochen. No more Comments.

Die Größte Kehrtwende hat Samuel selber gemacht, indem er sich The Soloist nochmals vorgenommen hat und alles flächen- und Kreissägenhafte in Rente geschickt hat und konsquent auf Glockenspiel und Percussion gesetzt hat. Ein Vorwärts immer Rückwärts nimmer Track (ohne politische Hintergedanken) und ein würdiger Abschluss dieser Platte.

[rating: 8/10]

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