GRAZE – TheSust / Graze EP (NK 42)

Kanada mal Techno machen. Der musste sein. Die Graze EP vom gleichnamigen Musikantenduo könnte sich unserer Meinung zufolge größerer Bekanntheit erfreuen und daher schreiben wir jetzt was darüber. Damit das dann so kommt.
Deep, trippy, mal flächig, mal gerade, mal rolling beats vom Feinsten – fast jeder Song irgendwie anders als herkömmliche Elektronikmusikprodukte kommt diese geile Scheibe angeperlt und wir feiern das selbstredend hart ab.
“TheSust” entwickelt sich vom auffällig unauffälligen Ambient klicker klicker klimbim Sound zu einem groovig – bassigen Houseschuh, mit dem sichs wunderbar durch die Gegend schwoofen lässt. “Cathode Bias” macht einen auf deepen Chill, doch es kommt anders. Holzauge sei wachsam, denken wir uns. Von “Ques” und “Dexires” werden wir oben gehalten, wobei ersteres noch das womöglich handelsüblichste Stück House der Scheibe ist und letzteres schon wieder von schönen Breaks und dubbigen Einflüssen profitiert. Vom letzten Stück, sinnigerweise “On Board” genannt, werden wir nach diesem Ritt wieder sanft abgesetzt.
Graze beherrschen sowohl die leisen als auch lauten Töne, hoch- und tiefstapeln, vorder- und hintergründig agieren sie, es klickt, schwingt, rumpelt, dröhnt und schiebt, dass es festlichste Freude ist. Eine sehr präzise Architektur, ja, Erzählstruktur zieht sich dabei durch alle Titel, welche sich herrlich dezent in die Synapsen bohren, wie sie sich fast unmerklich aufstapeln, ihre Elemente zueinander in Beziehung treten und dabei direkt konversierend wirken – mehrmaliges Hören macht die Sache demnach nur noch geiler, was für herkömmliche Elektronikmusikprodukte nicht immer gilt. Neben den Erste Sahne Arrangements sollen auch die knackigen, kristallenen oder auch massiven Sounds nicht unerwähnt bleiben, die auf allen Frequenzbändern richtig gelungen daherkommen – nichts fängt zu früh an oder hört zu früh auf, sprich hat keinen richtigen Körper, wie man beim Wein so schön sagt. Eine grundehrliche Mineralsituation, gewissermaßen.
Meisterlich gemastert und dramaturgisch pointiert haben die beiden gewieften Burschen Christian Andersen und Adam Marshall von NewKanada unserer Meinung nach alles richtig gemacht und falls jetzt irgendwer “blöde Avantgardescheiße und nix alltags- oder floortauglich” oder sowas kreischt, sollte das allseits souverän wegignoriert werden.
Wir stellen mal den Hit vor, aber persönlicher Anspieltipp ist “Cathode Bias“, welches lustigerweise die geringste Klickzahl auf Youtube verzeichnet, obwohl es sich um einen äußerst starken Track handelt.

Fazit: Ei der Daus! Diese EP zwiebelt. Und es ist dieser geile Schmerz.

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